Neues von Heinrich

Im Sommer wird Heinrich zwölf Jahre alt. Ziemlich genau vier Jahre ist es her, dass mein Seelenkater fast an einer schweren Pankreatitis gestorben wäre, seither lebt er mit Diabetes. Es geht ihm gut. Nur wenn ich alte Fotos von ihm anschaue, fällt mir so richtig auf, dass die vergangenen vier Jahre nicht spurlos an ihm vorübergegangen sind. Dass er um mehr als nur vier Jahre gealtert zu sein scheint.


Wie gesagt: Heinrich geht’s gut. Seit einem Jahr ist er wieder Freigänger; damals haben wir gelernt, ihm zu vertrauen, dass er zu den Mess- und Spritzzeiten verlässlich da sein würde. Ist er,  immer.  Als großer, wilder Draußen-Kater – so beschreibt Heinrich sich selbst –  ist er außerdem viel besser über den zurückliegenden Winter gekommen als über die drei Winter davor. Er freut sich darauf, dass es bald wieder wärmer wird und er mehr Zeit draußen verbringen kann. Er unterstützt mich in Tiergesprächen und kommt dazu, wenn er spürt, dass es hilfreich sein könnte. Und er freut sich auf den Kursus im Sommer; darauf, Menschen dabei zu helfen, mit Tieren sprechen zu lernen. Er ist wie immer, sanft, zugewandt und voller Liebe.

Und doch: Wenn ich die Fotos vergleiche, sehe ich, dass sein Gesicht eingefallen ist, der fehlenden Zähne wegen, die ihm gezogen werden mussten. Dass seine Augen trübe geworden sind. Macht nichts, sagt Heinrich, was ich sehen muss, sehe ich ohnehin mit dem Herzen viel besser.  Die Nachbarskater, das hat er beschlossen, muss er zumindest nicht mehr so gründlich sehen. Mag sein, dass seine starke Präsenz, mit der er sie früher in Schach gehalten hat, ein gutes Stück weit verflogen ist. Ihn scheint es nicht sehr zu stören. Er geht ihnen aus dem Weg – und holt sich dafür einfach von uns mehr Kuscheleinheiten.

Ich bin dankbar für Heinrichs Lebensweisheit; dafür, ihn beim Älterwerden beobachten, begleiten und von ihm lernen zu dürfen. Und ich hoffe von Herzen, dass das noch eine lange Weile so weitergeht.

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