Alice? Who the F*** is Alice?

„Hej“, sagt Ginger zu mir. „Sag der Susanne doch mal, dass ich es toll finde, dass sie wieder mehr Kuschelplätze in der Wohnung eingerichtet hat.“

Ginger ist ein Kater, ein stolzer, prachtvoller, roter – hence the name -, und Susanne ist seine Menschenfreundin, mit der er sein Leben teilt. Er und noch ein weiteres Katzentier. Susanne wollte ein paar Dinge von Ginger wissen, er hat sich gefreut, gefragt zu werden, hat mir vieles erzählt, und jetzt neigt sich unser aufschlussreiches Gespräch dem Ende entgegen. Wie immer in meinen Gesprächen habe ich kurz vor Schluss das Tier, also Ginger, gefragt, ob es seinen Menschen noch irgendetwas mitteilen möchte. Und Ginger sagt Susanne, dass er sich über die frischen Kuschelecken freut. „Über die neuen Kissen und Decken für ihn und Alice“, gebe ich die Botschaft an Susanne weiter.

Stille am anderen Ende der Telefonleitung. Ich kann die Maschinerie in Susannes Kopf förmlich rattern hören. „Ja, stimmt“, sagt sie schließlich vorsichtig, „ich habe gerade wieder Kissen und Decken überall verteilt, weil doch jetzt der Winter kommt. Das mache ich jedes Jahr so, das ist schon so eine Art Ritual. Aber: Die Kissen sind für Ginger und Cinnamon. Cinnamon ist der Katzenkumpel, mit dem Ginger hier lebt.“

Cinnamon? Jetzt schweige ich perplex. Ginger teilt die Wohnung mit einem Kater namens Cinnamon?

Und wer, bitte, ist dann Alice?

In meinem ganzen Gespräch mit ihm hat Ginger immer wieder von Alice erzählt, dem Katzenmädchen, um das er sich so gern kümmert und das er beschützt. Und das soll jetzt nicht stimmen? Ich bin verwirrt und auch ein bisschen erschrocken.

Doch da redet Susanne schon weiter: „Aber der Name Alice kommt nicht von ungefähr, darum bin ich gerade so perplex“, sagt sie. Und erzählt: Als sie einige Jahre zuvor einen Kumpel für Ginger ins Haus holen wollte, hatte sie sich immer vorgestellt, dass es ein Katzenmädchen sein und Alice heißen sollte. Und sie hatte auch Ginger davon erzählt, hatte ihm immer wieder gesagt: Hej, stell dir vor, bald kommt Alice zu uns, das wird toll. „Wie man das halt so macht, um die Wartezeit zu verschönern“, sagt Susanne. Als es schließlich soweit war, waren die weiblichen Kätzchen aus dem Wurf allerdings schon vergeben. Susanne nahm also ein Katerchen mit nach Hause, nannte es Cinnamon, und er und Ginger waren schnell ein Herz und eine Seele. Ginger bemutterte Cinnamon, putzte ihn und trug ihn liebevoll durch die Gegend.

„Allerdings“, sagt Susanne, „war Cinnamon so divenhaft und so wenig katerlike, dass ich monatelang immer wieder gesagt habe: Jetzt haben wir halt eine Alice im Katerkörper.“ Wieder meine ich, ihr Kopfschütteln durch den Hörer spüren zu können. „Also wirklich, ich bin sprachlos, dass er dir das erzählt hat.“

Diese Geschichte zeigt, finde ich, wunderbar, dass Tiere uns zuhören. Dass bei ihnen ankommt, was wir ihnen erzählen. Und sie zeigt auch, dass sie durchaus ihre eigene Sicht auf die Dinge haben können – von der sie nicht so schnell abrücken, wenn sie ihnen gefällt. Wenn Ginger also Gefallen an der Vorstellung gefunden hat, mit einem Katzenmädchen namens Alice zusammenzuleben, dann kann es eben durchaus sein, dass er keine Notwendigkeit sieht, diese schöne Vorstellung einer anderen, einer durch Menschenaugen definierten Realität anzupassen … wenn es doch so viel schöner ist.  🙂

Ginger zumindest lebt mit seiner Alice weitaus glücklicher, als Smokey und all ihre Nachmacher sich das jemals hätten vorstellen können…  😉

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